2. Material

 

2.0. Leder und Stoff
2.1. Bleistift
2.2. Schere
2.3. Flachzange
2.4. Nadeln

2.5. Fingerhut
2.6. Ahle
2.7. Perlen
2.8. Faden
2.9. Sehne

 

Materials you'll need - click to enlarge

 

2.0. Leder und StoffSeitenanfang

Bevor man mit den Perlenarbeiten beginnt, muß man sich im klaren sein, was man tun und vor allem auf welchem Material man arbeiten möchte. Von den Indianern wurden verschiedene Materialien verwendet. Meistens waren es weiche Materialien wie Lederhäute (meistens hirngegerbt), Wollstoff und Segeltuch (für Bekleidungszwecke). Manchmal wurden aber auch steifere Materialien verwendet wie Rohhaut oder hartes Leder, ähnlich dem heutigen Sattelleder (für Taschen).

Möchte man ein Kleid anfertigen, so sollte man z.B. Hirschleder oder Wollstoff nehmen. Man muß allerdings mit überlegen, daß das Leder um einiges schwerer ist als der Stoff, aber in manchen Situationen kommt man nicht darum herum, z.B. für die Anfertigung eines Pow Wow Dance Outfits für den Northern Buckskin Dance.

Siehe auch Was ist Pow Wow?

Das Leder muß stark genug sein, um die Stickerei zu tragen, ohne sich zu verziehen, aber trotzdem noch weich genug, damit man ordentlich mit der Nadel durchstechen kann, ohne mit der Ahle die Löcher vorstechen zu müssen. Denn dann verliert man rasch den Spaß und das Interesse an der Arbeit.
Wenn man einmal mit Hirschleder gearbeitet und es in den Händen gefühlt hat, will man mit nichts anderem mehr arbeiten. Aber die Technik der Perlenstickerei kann man auch für viele andere Dinge verwenden. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit wäre, andere Materialien und Dinge zu verzieren. Ich habe herausgefunden, daß man am besten einen etwas dickeren Stoff nimmt, der sich nicht dehnt, so wie er für Jeans verwendet wird.
Wenn man z.B. alte Jeans hat, die man wegwerfen möchte, weil sie mit der Zeit langweilig wirken, kann man diese sehr leicht mit etwas Perlenstickerei aufpeppen.

Beadwork on jeans - click to enlargeshirt with beadwork - click to enlarge

Ich habe schon auch Perlenstickerei auf Baseballkappen gesehen.

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gemacht von :
Sheila Crume - Fastbuffalohorse, Modoc, Klamath Tribe

(c) Sheila Crume - Fastbuffalohorse - www.nativebydesign.com

 

 

2.1. BleistiftTop

Um mit allem zu beginnen, muß man das Design auf das Leder übertragen. Die beste Wahl hierfür ist ein weicher Bleistift, so daß man die Linien mit einem Strich zeichnen kann. Die Alternative hierfür wäre ein Kugelschreiber. Dabei ist es äußerst wichtig, nicht zu fest aufzudrücken. Und zusätzlich muß man während des Stickens darauf achten, die Linien in den Stichen zu verstecken, obwohl die Linien nach längerer Bestrahlung mit Sonnenlicht verblassen.
Am besten übt man an einem kleinen Stück Leder den Umgang mit dem Kugelschreiber und wie fest man aufdrücken kann.
Welchen Stift man auf keinen Fall verwenden sollte, ist ein Filstift, da dieser nicht ausbleicht und noch dazu die Gefahr besteht, daß die damit gezogenen Linien "bluten" und somit das Werkstück verunstalten.

 

2.2. SchereTop

Es wird empfohlen drei verschiedene Arten von Scheren dabei zu haben. Eine um Leder und Stoff zu schneiden, eine zweite um Papier zu schneiden, wie z.B. Schnittmuster (verwendet man die Stoffschere für Papier, wird diese in kürzester Zeit stumpf!) und eine kleine Schere um Fäden zu schneiden und kleine Reparaturen zu machen.

 

2.3. FlachzangeTop

Manchmal ist es notwendig, überzählige oder verformte Perlen aus einer Reihe, die bereits genäht ist, herauszubrechen. Man isoliert die herauszubrechende Perle auf dem Zeigefinger, so daß genug Faden auf beiden Seiten zur Verfügung steht. Man spannt den Faden, legt die Backen der Zange um die obere Hälfte der Perle und drückt vorsichtig die Zange zusammen, daß der Faden nicht durchgetrennt wird.

Sollte es trotz aller Vorsicht mal passieren, daß der Faden durchgeschnitten wird, kann man den Schaden sehr leicht beheben: man öffnet so viele Stiche, bis der Faden lange genug ist, um ihn zu vernähen.

breaking out a single bead - click to enlarge

ACHTUNG! Augen schließen oder wegschauen, um nicht von herumspringenden Perlensplittern nicht am Auge verletzt zu werden.

Die Zange ist auch sehr praktisch, wenn man einer harten Stelle im Leder begegnet. Ganz egal wie weich das Hirschleder auch sein mag, es gibt immer solche Stellen, die von Insektenbissen kommen, die das lebende Tier abbekommen hat. Die Zange hilft in solchen Situationen die Nadel durchzuziehen.

 

2.4. NadelnTop

Ein Ding ist zu beachten: Man sollte wenn möglich immer die dünnste Nadel für die Arbeiten verwenden, weil man so leichter arbeiten kann. Die besten sind die sogenannten "Sharps", welche ein dünnes Öhr haben.

recommended needles - click to enlarge

Die oberen, kürzeren Nadeln sind besonders für die Stickereien geeignet, während die längeren Nadeln fürs Perlenweben verwendet werden.

Die Größe der Perlen sollte mit der der Nadeln korrespondieren. Je größer die Zahl, desto kleiner sind die Perlen und die Nadeln. Zum Beispiel: Perlen mit der Größe 14 sind kleiner als Perlen mit der Größe 12. Problem bei der ganzen Sache ist aber, daß, je dünner die Nadeln sind, sie auch leichter brechen. Man sollte also immer einen guten Vorrat bei der Hand haben.

 

2.5. FingerhutTop

Der Verwendung von herkömmlichen Fingerhüten aus Stahl rate ich ab. Trotz ihrer Einkerbungen haben sie eine glatte Oberfläche und es besteht die Gefahr, daß man mit der Nadel abrutscht und sich verletzt. Weiters kann passieren, daß die Nadel abbricht, weil man nicht genug Gefühl für die Führung der Nadel hat. Weiters muß man die Nadel und das Nadelöhr am Finger fühlen, um immer die genaue Stichlänge zu bekommen. Wenn man die Nadel durch das Leder (oder den Stoff) durchstößt, unterstützt der Mittelfinger den Daumen und den Zeigefinger.
Am besten kann man seine Finger (insbesonders den Daumen) gegen Schwielen und offene Stellen schützen, indem man einen Fingerhut aus Leder, am besten Hirschleder, bastelt. Das geht ganz einfach: man nimmt ein Stück Lederabfall, legt ihn auf die Daumenunterseite und klebt die Enden oberhalb des Fingers fest, daß er auch relativ knapp um den Finger herum sitzt.

Wichtig: Leder dehnt sich ein wenig, wenn es öfter verwendet wird, deswegen sollte es am Anfang etwas enger sein. Wenn man es von Anfang an etwas weiter macht, besteht die Gefahr, es nach kurzer Zeit zu verlieren.

 

2.6. Ahle Top

Eine Ahle braucht man, wenn man mit etwas steiferem Leder oder anderem harten Material arbeitet, wo die Löcher vorgestochen werden müssen. Außerdem kann man eine Ahle ganz gut brauchen, wenn man im Hirschleder an eine harte Stelle gerät.

 

2.7. PerlenTop

Die Perlen kamen 1492 mit Columbus als Handelsware für die Indianer nach Amerika. Üblicherweise wurden sie in Italien und Tschechien hergestellt. Damit entwickelte sich eine neue Technik um Kleidung und andere Gegenstände aus Hirschleder zu dekorieren. Auch wurden neue Designs entwickelt, da jetzt eine größere Farbvariation zur Verfügung stand.
Die Perlen variieren in der Größe. 6/0 bis 9/0 sind die sogenannten Ponybeads und 10/0 bis 16/0 sind die sogenannten Seedbeads. Je größer die Zahl, desto kleiner die Perlen. Ich empfehle die Verwendung von Perlen mit einer Größe von 12/0 bis 13/0. Wenn man allerdings an großflächigeren Projekten arbeitet (z.B. Satteldekorationen), kann man auf größere Perlen umsteigen. Wenn man allerdings plant, autenthische Nachbildungen machen möchte, muß man sorgfältig nach den richtigen Perlen mit der richtigen Farbe suchen.


weiß: weit verbreitet


gelb: durchsichtig, in diversen Schattierungen

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rot und rosa: in früheren Zeiten wurde ein tiefes Burgunder-Rot bevorzugt; später wurde hauptsächlich ein durchsichtiges Rot verwendet. Ein Altrosa wurde auch verwendet und oft als "Cheyenne Pink" bezeichnet. Am meisten wurde es von den Stämmen der Northern Plains verwendet, sowie von den Crow und Stämmen der Plateaus. Rosa mit weiß innen (rose white inside) bei fast allen Stämmen verwendet. Außen waren die Perlen durchsichtig rot oder rosa mit einem weißen Kern.

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blau: die Farbschattierungen reichten von hellem Ultramarinblau, hellem Türkisblau oder Graublau bis hin zu einem kräftigen Royalblau und Navyblau.

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grün: helles Grün oder Apfelgrün bis hin zu einem transparenten, bläulichen Flaschengrün.

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schwarz: Schwarz wurde nur im mittleren Westen und von den Plateau Stämmen verwendet, sowie in den heiligen Perlenarbeiten der Cheyenne.

Wenn man zu mehr "neuzeitlicher" Perlenarbeit tendiert, kann man aus viel mehr Farbschattierungen wählen, um die Muster zu gestalten.

 

2.8. FadenTop

Ich habe herausgefunden, daß man mit einem Perlonfaden mit 0,22mm Durchmesser am besten arbeiten kann. Man kann auch einen normalen, dünnen Nähfaden zu verwenden, aber dieser verknotet sich sehr leicht während der Arbeit. Man kann zwar den Faden einwachsen, doch das hilft nur wenig. Der Perlonfaden ist etwas einfacher in der Handhabung, doch man muß auch hier vorsichtig sein. Wenn eine gewisse Stelle des Fadens etwas gedehnt wird, ringelt der sich leicht ein und es können sich auch Konten bilden. Davon abgesehen ist er einfacher zu verarbeiten, besonders was den Anfang und das Ende eines Fadens betrifft.

 

2.9. SehneTop

click to enlarge OBEN: lose Fasern --- UNTEN: gewaxte Fasern

Um die Lederteile zusammen zu nähen, empfehle ich eine Kunstsehne zu verwenden. Man kann sie sehr leicht spleißen, um dünnere Fäden zu bekommen. Diese müssen jedoch auf alle Fälle mit Bienenwachs geglättet werden: am besten zieht man den Faden über die ganze Länge mehrmals über eine Wachskugel.